Gerbstoffe

Gerbstoffe

In früheren Zeiten war das Gerben zum Konservieren von Tierhäuten noch weit verbreitet. Heute werden in der Lederindustrie die pflanzlichen Gerbstoffe durch anorganische Salze ersetzt. Gerbstoffe kommen vor allem in Rinden und Wurzeln vor und haben für die Pflanze eine abgrenzende Funktion, nach innen dienen sie als Fäulnisschutz und verhindern das Eindringen von zu viel Nässe, Bakterien und anderen Schädlingen, nach außen wirken sie als Schutz vor Feuchtigkeitsverlust.

Gerbstoffe sind wasserlösliche Verbindungen, die Eiweiß ausfällen lassen. Sie festigen das Eiweiß der oberen Haut- und Schleimhautschichten und gehen mit den Eiweißstoffen von Haut und Schleimhaut unlösliche Eiweißverbindungen ein. Dadurch entsteht eine verdichtete, ledrige Oberfläche, die Eindringen und Austritt von Substanzen erschwert.

Man unterscheidet 2 Arten von Gerbstoffe:

  1. Kondensierte Gerbstoffe, bei denen sich vor allem wasserlösliches Catechin durch Oxydation zu großen, wasserunlöslichen Komplexen verbindet. Einmal gebildete Komplexe sind nicht mehr spaltbar. Die rötlich oder bräunlich gefärbten Komplexe finden sich z.B. in Eichenrinde und Heidelbeeren. Sie wirken weniger intensiv adstringierend als die Gallotannine.
  2. Bei den hydrolisierbaren Tanningerbstoffen sind Gallotannine oder Ellagtannine die Einzelkomponenten, aus denen sich hochmolekülare Komplexe bilden. Sie kommen z.B. in Hamamelis und Blutwurz (zusammen mit Catechingerbstoffen) vor. Tannine hemmen die Eisenaufnahme aus der Nahrung, daher sollte Schwarztee oder grüner Tee nicht zu den Mahlzeiten getrunken werden.

Der Geschmack ist herb und trocken- zusammenziehend. Die Löslichkeit ist in heißem Wasser, Ethanol, Methanol oder Aceton sehr gut, in kaltem Wasser schwer löslich, in Fetten oder fetten Ölen praktisch unlöslich. Wichtig bei der Herstellung von Salben mit Gerbstoffdrogen (wie z.B. Blutwurzsalbe), Gerbstoffdrogen müssen zuerst in Alkohol ausgezogen werde.

Gerbstoffe lösen Eiweißstoffe (Gelatine), Schwermetallionen (z.B. Amalgan) und Alkaloide aus ihren Verbindungen und bilden in Wasser schwer- oder unlösliche Komplexe. Ein gutes Beispiel ist der Schwarztee: 3-max. 5 Minuten ziehen, wirkt er anregend, weil das enthaltene Alkaloid Teein seine anregende Wirkung entfaltet. Die Gerbstoffe lösen sich erst 5-10 Minuten später und binden die Alkaloide an sich, der Tee wirkt nicht mehr anregend, eher zusätzlich stopfend und kann z.B. bei Durchfallerkrankungen eingesetzt werden.

Die adstringierende (zusammenziehende) Eigenschaft der Gerbstoffe führt zu unterschiedlichen Wirkungen:

  • Zusammenziehend, austrocknend, konservierend- dadurch stopfende Wirkung bei Durchfall.
  • Leicht lokalanästhesierend, schmerzlindernd, juckreizlindernd
  • Blutstillend, sekretionshemmend.
  • Schleimhautschützend
  • Keimhemmend:  bakterizid, antiviral- z.B. Melisse, Salbei und Ysop; auch gegen Schimmelpilze
  • Reizmildernd, entündungswidrig, wundheilungsfördernd
  • Antidot bei Alkaloid- und Schwermetallvergiftung.

Nebenwirkungen und Kontraindikationen:

Verstopfung, trockene Ekzem, trockene Schleimhäute. Die Resorption von Arzneistoffen kann verringert sein. In hohen Dosen können Gerbstoffdrogen zu Magenschleimhautreizungen und Brechreiz führen, das kann durch die Zugabe von Schleimstoffen (Malvenblüten) oder 1 TL Heilerde auf 250 ml Tee gemildert werden. Bei Langzeitanwendungen können Leberschäden entstehen, es wird auch vermutet, dass Gerbstoffe bei größeren Wunden resorbiert werden können.

Innerliche Anwendungen:

  • Bei Durchfall. Eine Behandlung sollte solange durchgeführt werden,  bis die akute Entzündung abgeklungen ist (4-7 Tage). Gerbstoffe selbst werden nicht resorbiert, können aber die Schleimhäute reizen, daher unbedingt Dosierung und die Anwendungsdauer beachten! Fall Durchfälle länger als 3-4 Tage andauern, ist ein Arzt aufzusuchen. Gerbstofftees ungesüßt trinken, Zucker ist für die Bakterien im Darm Nährmedium und begünstigt Gärungsprozesse im Darm.
  • Bei Magen- Darm Katarrh.
  • Als Antidot (Gegengift) bei Alkaloid- und Schwermetallvergiftungen

Äußerlich

  • als Auflage, z.B. Eichenrinde bei nässenden Ekzemen und Schweißfüße. Als Pinselung oder Gurgelmittel- z.B. Blutwurz.
  • Als Waschungen bei übermäßiger Schweißbildung oder bei Fiebernden (Salbei).
  • Als Eichenrinden– oder Salbeisitzbad bei Hämorrhoiden.

Pflanzen mit Gerbstoffen:

  • Rosengewächse wie Blutwurz, Frauenmantel, Brombeere, Himbeere, Gänsefingerkraut, Rose, Schlehdornfrüchte, Walderdbeeren
  • Heidekrautgewächse wie amerikanische Cranberry, Heidelbeere
  • Storchschnabelgewächse wie Stinkender Storchenschnabel, Blutroter Storchenschnabel
  • Lippenblütler wie Gundermann, Heilziest, Melisse, Pfefferminze, Rosmarin, Salbei, Ysop
  • Außerdem: Augentrost, Schwarz- oder Grüntee, Johanniskraut, Gewürznelken, Myrrhe, Sommer- und Wintereiche, Walnuss und Zaubernuss.
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Über Innergebirg

Mein Zuhause ist „Inneralpin“, das heißt in einem Tal der Hohen Tauern auf der „Sonnseite“. Beruflich bedingt- ich bin Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester- habe ich ein Interesse am gesund werden und bleiben. Vor einigen Jahren habe ich dann die Ausbildung zur TEH Praktikerin gemacht, aus Interesse und Liebe zur Natur und versuche nun mein Wissen durch Fortbildungen und gute Literatur zu vertiefen. Durch den TEH Verein (TEH= traditionelle europäische Heilkunde) bin ich auf das alte und fast vergessene Wissen unserer Vorfahren aufmerksam geworden. Durch diesen Blog sehe ich die Möglichkeit mit Gleichgesinnten in Kontakt zu treten und unser Wissen und Erfahrung auszutauschen und zu teilen, denn ich habe das Gefühl, das Interesse an „Lebensmittel“ und natürlichen Heilmitteln zur Unterstützung der Gesundheit wächst wieder.

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